Deutscher Buchpreis 2024: Sechs Finalisten stehen fest

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Vier Autorinnen und zwei Autoren stehen im Finale für den renommierten Deutschen Buchpreis 2024. Die Shortlist wurde am Montag in Frankfurt am Main von der Jury des Preises bekannt gegeben. Die ausgewählten Romane erkunden auf vielseitige und innovative Weise die jüngere Geschichte Europas und überschreiten dabei sowohl erzählerische als auch thematische Grenzen.

„Wir haben Romane ausgewählt, die Licht und Dunkel unserer jüngeren Geschichte auf neue Weise erkunden und dabei große literarische Abenteuer darstellen“, sagte Jurysprecherin Natascha Freundel. Jedes Werk sei sowohl formal als auch inhaltlich einzigartig.

Die Nominierten im Überblick

Zu den bekanntesten Finalisten gehört Clemens Meyer, der mit seinem neuen Roman Die Projektoren an frühere Erfolge anknüpft. In diesem Werk verwebt Meyer die Kriege der 1990er-Jahre im ehemaligen Jugoslawien mit den in Kroatien gedrehten Karl-May-Filmen der 1960er-Jahre. Die Jury beschreibt das Buch als „überwältigend in seiner Stofffülle“.

Iris Wolff erzählt in Lichtungen die Geschichte zweier Menschen aus Siebenbürgen, Rumänien, die den Fall des Eisernen Vorhangs und den Umbruch in Europa Ende des 20. Jahrhunderts unterschiedlich erleben. Die Jury lobt Wolffs „große Sensibilität und hohe Raffinesse“ bei der Darstellung dieser Coming-of-Age- und Liebesgeschichte.

Ronya Othmann widmet sich in Vierundsiebzig dem Genozid an den Jesiden durch die Terrororganisation Islamischer Staat. In ihrem Werk verknüpft sie Reisereportagen, Gerichtsprotokolle und autobiografische Elemente, um den Schrecken der Verbrechen zu beleuchten. Die Jury hebt hervor, dass Othmann „jene zu Wort kommen lässt, die der Mordlust des IS nur knapp entkommen sind“.

Markus Thielemanns Roman Von Norden rollt ein Donner erzählt von einem fast vergessenen Konzentrationslager und einem jungen Schäfer, der in der Tradition seiner Familie durch die Lüneburger Heide zieht. Der Jury zufolge treffen in diesem „sprachlich kraftvollen Anti-Heimatroman“ Archaik und Moderne aufeinander.

Hasenprosa von Maren Kames beschreibt eine skurrile Reise mit einem Hasen als Begleiter, den die Jury als „Mischung aus Anarchist und kleinlichem Buchhalter“ beschreibt.

In Hey guten Morgen, wie geht es dir? von Martina Hefter wird die Geschichte der Performancekünstlerin Juni erzählt, die in den sozialen Netzwerken auf einen sogenannten Lovescammer trifft. Zwischen den beiden entwickelt sich ein intensiver Austausch über das wahre Leben und die echte Liebe.

Preisverleihung und Dotierung

Die Gewinnerin oder der Gewinner des Deutschen Buchpreises wird am 14. Oktober 2024, dem Tag vor der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse, bekannt gegeben. Insgesamt 197 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden für den Preis gesichtet. Der Sieger oder die Siegerin erhält 25.000 Euro, während die übrigen fünf Finalisten jeweils 2.500 Euro bekommen.

Der Deutsche Buchpreis wird in diesem Jahr zum 20. Mal von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verliehen. Im Vorjahr wurde der österreichische Autor Tonio Schachinger für seinen Roman Echtzeitalter ausgezeichnet.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde fälschlicherweise behauptet, Ronya Othmann habe in ihrem Roman den Genozid an den Juden thematisiert. Tatsächlich behandelt ihr Werk die Verbrechen des Islamischen Staates an der jesidischen Bevölkerung.

Redaktion