Studie: Gehirne von Jugendlichen alterten während der Corona-Pandemie schneller

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Die Corona-Pandemie könnte die Gehirnentwicklung von Jugendlichen beschleunigt haben. Dies legt eine Studie von Forschern der University of Washington in Seattle nahe, die in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht wurde. Das Team beobachtete eine beschleunigte Gehirnreifung, insbesondere bei Mädchen, während der Lockdown-Phasen der Pandemie.

Laut der Studie beschleunigte sich die Hirnreifung bei Mädchen im Durchschnitt um 4,2 Jahre, bei Jungen um 1,4 Jahre. Die Forscher vermuten, dass das weibliche Gehirn möglicherweise anfälliger für die Veränderungen des Lebensstils während der Lockdowns war. Diese beschleunigte Gehirnreifung wird häufig mit chronischem Stress während der Entwicklungsphase in Verbindung gebracht und könnte potenziell neuropsychiatrische oder Verhaltensstörungen zur Folge haben.

Dünnere Hirnrinde als Zeichen beschleunigter Reifung

Die Messungen der Studie wurden mithilfe von Magnetresonanztomografien (MRT) durchgeführt, bei denen die Dicke der Hirnrinde (Kortex) erfasst wurde. Die Hirnrinde dünnt normalerweise mit zunehmendem Alter aus, doch während der Lockdowns geschah dies bei den untersuchten Jugendlichen deutlich schneller als erwartet. Vor der Pandemie, im Jahr 2018, hatten die Forscher bereits 160 Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 17 Jahren untersucht und ein Modell für die normale Gehirnentwicklung erstellt. Diese Daten verglichen sie mit neuen MRT-Scans derselben Gruppe, die 2021 und 2022 im Alter von 12 bis 16 Jahren erneut untersucht wurde.

Während die beschleunigte Abnahme der Kortexdicke bei einem Jungen beobachtet wurde, betraf sie 30 Mädchen und erstreckte sich über beide Gehirnhälften und alle Hirnlappen.

Kritik und Zweifel an den Ergebnissen

Die Studie liefert neue Impulse für die Diskussion darüber, wie stark Jugendliche durch die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 belastet wurden. Dennoch äußerten Expertinnen und Experten, die nicht an der Studie beteiligt waren, Skepsis gegenüber den Ergebnissen.

Sofie Valk vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften bezeichnete die Studie als „interessant“, wies jedoch darauf hin, dass viele Fragen offenblieben. So sei die Anzahl der untersuchten Personen möglicherweise zu klein, um verlässliche Aussagen über geschlechtsspezifische Unterschiede zu treffen. Zudem hätten die Forscher keine Daten über Verhaltensänderungen oder psychische Symptome der Jugendlichen erhoben, was für eine solche Studie sinnvoll gewesen wäre.

Derek Hill vom University College London merkte an, dass die Kortexdicke allein keine Rückschlüsse auf die Anzahl der Gehirnzellen oder deren Verbindungen zulasse. Eine beschleunigte Abnahme der Kortexdicke müsse nicht zwingend auf langfristige Schäden hindeuten. Auch Richard Bethlehem von der University of Cambridge warnte davor, zu schnell davon auszugehen, dass der Lockdown direkt für die beobachteten Veränderungen verantwortlich sei, da die Gehirnentwicklung individuell sehr unterschiedlich verlaufe.

Redaktion